Ich hab' ein heisses junges Blut, Wie ihr wohl alle wißt, Ich bin [dem]1 Küssen gar zu gut, Und hab' noch nie geküßt; Denn ist mir auch mein Liebchen hold 'S war doch, als ob's nicht werden sollt', Trotz aller Müh und aller [List]2 Hab' ich doch niemahls noch geküßt. Des Nachbars Röschen ist mir gut, Sie ging zur Wiese früh, Ich lief ihr nach, und faßte Muth, Und schlang den Arm um sie, Da stach ich an dem Miederband Mir eine Nadel in die Hand; Das Blut lief stark, ich sprang nach Haus, Und mit dem Küssen war es aus. Jüngst ging ich so zum Zeitvertreib, Und traf sie dort am Fluß, Ich schlang den Arm um ihren Leib, Und bat um einen Kuß; Sie spitzte schon den Rosenmund, Da kam der alte Kettenhund, Und biß mich wüthend in das Bein, Da ließ ich wohl das Küssen seyn. Drauf saß ich einst vor ihrer Thür' In stiller Freud' und Lust, Sie gab ihr liebes Händchen mir, Ich zog sie an die Brust; Da sprang der Vater hinter'm Thor, Wo er uns längst belauscht, hervor, Und wie gewöhnlich war der Schluß, Ich kam auch um den dritten Kuß. Erst gestern traf ich sie am Haus, Sie rief mich leis' herein: "Mein Fenster geht in Hof [hinaus]3, Heut' Abend wart' ich dein." Da kam ich denn im Liebeswahn, Und legte meine Leiter an; Doch unter mir brach sie entzwey, Und mit dem Küssen war's vorbey. Und allemahl geht mir's nun so, O! daß ich's leiden muß! Mein Lebtag werd' ich nimmer froh, Krieg' ich nicht [bald'nen]4 Kuß. Das Glück sieht mich so finster an, Was hab' ich armer Wicht gethan? Drum, wer es hört, erbarme sich, Und sey so gut und küsse mich.
Vier Lieder , opus 82
by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Das gestörte Glück  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by (Karl) Theodor Körner (1791 - 1813), "Das gestörte Glück"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het verstoorde geluk", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le bonheur contrarié", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Selam. Ein Almanach für Freunde des Mannigfaltigen. Herausgegeben von I.F.Castelli. Dritter Jahrgang 1814. Wien, gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß, pages 252-254; and with Theodor Körner's Gedichte. [Erster Theil.] Neueste Auflage. Wien 1815. Bey B. Ph. Bauer, pages 214-216.
1 Franz: "den"2 Franz: "Lust"
3 Körner (Selam, apparently misprint): "hinauf"
4 Franz: "bald ein"
Research team for this page: Richard Morris , Peter Rastl [Guest Editor]
2. Das Lied vom alten König  [sung text not yet checked]
Es war ein alter König, sein Herz war schwer, sein [Haupt]1 war grau; der arme alte König, er nahm eine junge Frau. Es war ein [schöner]2 Page, blond war sein [Haupt]3, leicht war sein Sinn; er trug die seid'ne Schleppe der jungen Königin. Kennst du das alte Liedchen? Es klingt so süß, es klingt so trüb! Sie mußten beide sterben, sie hatten sich viel zu lieb.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, written 1830, appears in Neue Gedichte, in Neuer Frühling, no. 29
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "There was an old king", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Il était un vieux roi", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- GER German (Deutsch) (Joost van der Linden) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Neue Gedichte von H. Heine, Zweite Auflage, Hamburg, bei Hoffmann und Campe, 1844, page 28.
1 Diepenbrock: "Haar"2 Schnorr von Carolsfeld, Zemlinsky: "junger"
3 Wolfrum: "Haar"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
3. Venetianisches Gondlerlied  [sung text checked 1 time]
Es schwebet die Gondel auf schaukelnder Welle, Die Nacht ist so helle, So labend, so kühl. Drum folge mir, [Nettchen]1! Allein und verschwiegen Im Kahn sich zu wiegen Ist Wonnegefühl. Den Deckel der Gondel befahl ich zu räumen, Um süßer zu träumen In fächelnder Luft. Nun werden uns spielend die Wogen umkräuseln, Die Zephyr' umsäuseln Mit würzigem Duft. Betrüge sich etwa ein Zephyrchen freier, Und risse den Schleier Dir weg von der Brust, Und wüßte verwegen ein Knie zu erhaschen, Verbotnes zu naschen In himmlischer Lust: Was kümmert's dich, Süße? Am Ruder behende Regt Toni die Hände Nach Ordnung und Pflicht. Du kannst einer Büste nicht [sicherer]2 trauen, Er will's ja nicht schauen, Und schaut es auch nicht.
Authorship:
- by Wilhelm Christoph Leonhard Gerhard (1780 - 1858), "Venetianisches Gondlerlied"
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View original text (without footnotes)1 Marschner: "Liebchen"
2 Marschner: "sich'rer"
Researcher for this page: Johann Winkler
4. Lebe wohl  [sung text not yet checked]
Schon wieder bin ich [fortgerissen]1 Vom Herzen, das ich innig liebe, Schon wieder bin ich fortgerissen -- O wüßtest du, wie gern ich bliebe! Der Wagen rollt, es dröhnt die Brücke, Der Fluß darunter fließt so trübe; Ich scheide wieder von dem Glücke. Vom Herzen, das ich innig liebe. Am Himmel jagen hin die Sterne, Als flöhen sie vor meinem [Schmerze]2 -- Leb wohl, Geliebte! In der Ferne. Wo ich auch bin, blüht dir mein Herze.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Neue Gedichte, in Neuer Frühling, no. 39
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philiipp Reclam jun, [1887], page 252.
1 Kulenkamp: "hingerissen"; further changes may exist not noted above.2 Lang: "Schmerz"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]