Chor: Horch, die wilden Stürme brausen, dunkle Wetter zieh'n herauf. Kind, was irrest du noch draußen über Dorn und Stein mit Grausen durch den Wald in schnellem Lauf? Will dich nicht die Mutter finden? Darf dich keine Heimat binden? Königskind, so zart und klein, ach, wohl bist du ganz allein! Sneewittchen: Ihr Blitze, zuckt nicht so feurig rot, sonst ängste ich armes Kind mich tot! Ihr Stürme, fahrt nicht so wild einher, sonst wird mir das Laufen gar zu schwer! Ihr Tiere des Waldes, fasst mich nicht an, ich hab' euch doch auch kein Leid getan! Ich fürchte mich sehr, o helft doch geschwind, ihr Engel im Himmel, dem armen Kind! Chor: Horch, die Elemente tosen durch des Waldes tiefsten Grund, doch die wilden schmeicheln, kosen mit dem Kinde, das verstoßen einer bösen Mutter Mund. Mit der lieben, kleinen Armen haben Tiere selbst Erbarmen. Wandle ruhig durch die Nacht: Gott der Herr hält treue Wacht.
Ein Cyclus von 8 durch Declamation verbundenen Gesängen nach dem Märchen der Gebrüder Grimm für Sopran, Mezzosopran und Alt mit Pianoforte-Begleitung
by Franz Wilhelm Abt (1819 - 1885)
1. Im großen Walde  [sung text checked 1 time]
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Im Haus der Zwerge  [sung text checked 1 time]
Sneewittchen: Wie freundlich sieht das Alles aus, und doch so fremd und eigen! Bin wohl in guter Leute Haus; doch das wird bald sich zeigen. Der Tellerchen, Löffelchen, Messerchen sieben, und sieben der niedlichen Bettchen zum Ruh'n. Wo sind nur die Leute, die kleinen, geblieben? Ich darf mir indessen wohl gütlich hier tun. Herr Jesu Christ, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast! Die liebe Sonne blickt herein mit ihrem letzten Strahle; wie singen süß die Vögelein zu meinem frohen Mahle! Sie fliegen herein durch das Fensterchen leise, sie hüpfen vertraulich und fragend heran. Erfreut euch, ihr Lieben, an Trank und an Speise, damit ist gewiss doch nichts Böses getan! Herr Jesu Christ, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast! Nun ging die Sonne hinter'n Wald; dort blinken schon die Sterne. O kämen doch die Leutchen bald, ich sähe sie so gerne! Ob ich wohl im Häuschen zu bleiben kann wagen, ob ich darf mir wählen ein Bettchen zur Ruh'? Ob niemand wird schelten und gar mich verjagen? Es fallen die Augen, die müden, mir zu. Herr Jesu, lass mich nicht allein, mich deiner Lieb' und Huld empfohlen sein!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Sneewittchen und die Zwerge  [sung text checked 1 time]
Chor: In der Berge Nacht im tiefdunklen Schacht wir hacken und graben und fördern zu Tage mit Mühe und Plage viel funkelnde Gaben. Der gleißende Schimmer, uns locket er nimmer. Wenn nach schwerem Tun wir behaglich ruh'n in freundlicher Hütte, dann sind wir beschieden: Wir haben den Frieden, das Glück in der Mitte. Den gleißenden Schimmen, wir wollen ihn nimmer. Erster Zwerg: Ein fremdes Wesen drang hier ein. Zweiter Zwerg: Wer aß von meinem Tellerlein? Dritter Zwerg: Wer saß auf meinem Stühlchen hier? Vierter Zwerg: Wer nahm von dem Gemüschen mir? Chor: Suchet nur! Folgt der Spur! Schaut euch um! Ein Fremdling hier, das wär doch gar zu dumm! Fünfter Zwerg: Mein Becherlein, seht her, ist leer! Sechster Zwerg: Mein Messerchen find' ich nicht mehr. Siebenter Zwerg: Wer nahm mein Bettchen in Gebrauch? Einige: Und meines auch, und meines auch! Chor: Suchet nur! Folgt der Spur! Schaut euch um! Ein Fremdling hier, das wär doch gar zu dumm! Sneewittchen: Herr Jesu, mach' mich fromm und gut, und lass mich schlafen sanft in deiner Hut! Chor: Wie ist das Kind so reizend schön, das unser'm armen Haus beschieden! Sie wird noch unser Glück erhöh'n, o lasst sie ruh'n in süßem Frieden, bis sie am Morgen sanft erwacht! Ihr Brüder, leise, gute Nacht! Sneewittchen & Chor: Gute Nacht!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Die böse Königin  [sung text checked 1 time]
Chor: Heil dir, o Königin, du Schönste von uns allen! Lass dir das Wort gefallen und nimm es gnädig hin! Königin: Wohl möget ihr mich preisen, die Schönste hier zu heißen im ganzen weiten Land; doch über jenen Bergen, dort bei den sieben Zwergen, wird eine schöner noch genannt. Das ärgert mich und macht mich krank, doch zoll' ich euch nicht minder'n Dank. Chor: Heil dir, Königin etc. Königin: O könnt' ich euch vertrauen und keine Schön're schauen, als die euch wohlbekannt! Noch einmal will ich fragen; er wird die Wahrheit sagen, den treuen Spiegel an der Wand. O Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste jetzt im Land? Eine Stimme (Mezzosopran): Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber Sneewittchen über den Bergen dort bei den sieben freundlichen Zwergen ist doch noch tausendmal schöner als Ihr! Chor: Heil dir, Königin etc.
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Sneetwittchens Freude  [sung text checked 1 time]
Wie herrlich schafft sich's hier im Haus von früh bis spät, ich halt's wohl aus. Wie lieblich ist's, im Garten der Blümelein zu warten und dann im Wald sich zu ergeh'n, den lieben Vöglein zuzuseh'n, wie sie sich schwingen in froher Lust, ach, wie sie singen aus voller Brust! Lalala lalala! So lustig geht es Tag um Tag, mein Herz kennt Sorge nicht und Plag'; kein Leid ist mir beschieden, so recht bin ich zufrieden. Wie bin ich doch ein glücklich Kind, so fröhlich, wie die Vöglein sind, wenn sie sich wiegen von Baum zu Baum, singend dann fliegen zum Himmelsraum! Lalala lalala! Bricht dann herein die stille Nacht, und ich hab' alles wohl gemacht, dann sitz' ich auf der Schwelle, schau' in das Mondlicht helle; dann denk' ich an mein Mütterlein und schließ' in mein Gebet sie ein. Gehen die Vögelein all' zur Ruh', sing' ich noch immer, 's hört keines mir zu: Lalala lalala!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Die Mutter und das Kind  [sung text checked 1 time]
Königin: Sei mir gegrüßt, du Liebe, Holde, warum verschließest du das Haus? Es blitzt der Tau in jeder Dolde, der Morgen lacht, o komm' heraus! Sneewittchen: Verboten haben mir's die Zwerge, die Türe darf ich öffnen nicht. Sie graben drüben in dem Berge, und hier, hier tu' ich meine Pflicht. Königin: Nun, nun, ich kann dir's nicht verdenken, doch öffne nur das Fensterlein; ich will dir diesen Apfel schenken, wie du so weiß und rot und fein. Sneewittchen: Nein, nein, ich darf es doch nicht wagen, doch scheint der Apfel gar zu gut. Königin: Du willst dir den Genuss versagen, der wohl doch andern Menschen tut! Chor: Nimm, o Gott, Sneewittchen gut unter treue Wacht und Hut! Königin: Weiß wie Schnee und rot wie Blut, Schönste, es bekomm' dir gut! Sneewittchen: So gib, du scheinst mir fromm und gut, und dein Beispiel macht mir Mut. Chor: Wehe! Wehe stöhnt's im Schacht, weh, das Böse ist vollbracht! Ach, wir wecken sie nicht mehr, unser Haus ist öd' und leer!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Der Zwerge Klage  [sung text checked 1 time]
Musstest du so bald verglühen, Röslein rot? Gestern noch im frischen Blühen, heute tot! Ach, wir weinen und wir klagen seit drei langen, bangen Tagen, dass wir scheiden; ach, ade! Weh, o weh! Vöglein, klaget in den Bäumen, traure, Wald! Ging sie doch aus diesen Räumen, ach, wie bald! Wart ihr doch Sneewittchens Lieben! Ach, wo ist sie nun geblieben! Musste scheiden, ach, ade! Weh, o weh! Eine Solostimme: Wer wird uns're Hütte schmücken? Alle: Keiner mehr! Eine Solostimme: Was kann nun uns noch beglücken? Alle: Alles leer! Ach, wir weinen und wir klagen, müssen's doch mit Schmerzen tragen, dass wir scheiden, ach ade! Weh, o weh!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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Researcher for this page: Johann Winkler8. Schlusschor  [sung text checked 1 time]
Chor Nun hat Gott alles wohl gemacht, viel besser, als wir je gedacht; er führte dich durch tiefe Nacht zu wohlverdientem Lohne. Nun jubelt um dich Spiel und Tanz, die Tugend strahlt in hellem Glanz, nun schmückt dein Haupt der Myrthenkranz, die königliche Krone. Nimm unser'n Glückwunsch huldvoll hin, heil dir, du gute Königin! Wie bald vergeht der Wangen Schein! Dein Herz blieb wahr und treu und rein; nur deine Tugend konnt' allein den bösen Zauber wehren. Ja, Gottes Weg ist wunderbar: Dir folgte Bosheit und Gefahr, und doch ward alles licht und klar. Gebt Gott dem Herrn die Ehre! Nimm unser'n Glückwunsch huldvoll hin, heil dir, du fromme Königin! Sneewittchen: Dir, Herr, sei Preis und Ruhm und Ehr'. o mache frommer mich je mehr! Soli: Dir, Herr, sei Preis und Ruhm und Ehr'. o mache frommer uns je mehr! Tutti: Heil dir, Königin, heil!
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- by Hermann Franke (1834 - 1919)
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