Sanft geht die dunkle Bahn hinab, und unten ist's so kühl. Birgt nicht das tiefe, stille Grab der liebsten Wünsche Ziel? Nur Wieg' ist dieses Leben ja der kindlichen Natur; die [treue]1 Mutter ist uns nah', [zeigt uns]2 die lichte Spur. Der Tag ist lang' und unruhvoll, [doch freundlich]3 trifft ein Strahl aus ihren milden Augen wohl des Kindes Wieg' einmal. [Und]4 wenn die stille Nacht beginnt, dann nimmt ans weiche Herz sie liebend ihr verlass'nes Kind und stillt des Kleinen Schmerz. [Dann]5, unter süßen Melodien, schläft sanft das Kindlein ein; die Blumen gold'ner Träume blüh'n in seinen Schlaf hinein. Drum still, [mein Herz]6, vielleicht einmal tönt noch mit leisem Klang auch dir, beim letzten Sonnenstrahl, ein sanfter Schlafgesang.
Sechs Lieder mit Begleitung des Pianoforte. 2 Heft
by Johann Christian Baldewein (1784 - 1848)
1. Beruhigung  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Louise Brachmann (1777 - 1822), "Beruhigung"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Auserlesene Dichtungen von Louise Brachmann, Bd. 1, Leipzig, 1824.
1 Baldewein: "sanfte"2 Baldewein: "wir seh'n"
3 Baldewein: "zuweilen"
4 Baldewein: "Doch"
5 Baldewein: "Und"
6 Baldewein: "o Schmerz"
Researcher for this page: Johann Winkler
2. Kahnlied  [sung text checked 1 time]
Fröhlich gleitet unser Kahn in der Spiegelquelle, durch des Bächleins Silberbahn auf der kleinen Welle. Sanft führt er die leichte Last durch den grünen Flieder; ohne Segel, ohne Mast schwebt er auf und nieder. Seht, so tanzt das Leben hin über grüne Auen. und der Freude Engelsinn scheucht des Grames Grauen. Lyrisch schwebt der Jugend Kahn durch der Hoffnung Schatten, wo sich mit der dunklen Bahn lichte Stellen gatten. Schwimme denn auf kleiner Flut, liebes Schifflein, weiter! Wo des Haines Dunkel ruht, wird das Schifflein breiter, und im heil'gen Dunkel dort blüht am grünen Lande uns ein sich'rer Blumenport am umbüschten Strande. In dem Laubgewölbe spricht zu dem Freudelosen blühend ein Vergissmeinnicht und ein Kranz von Rosen. Blumenwelten steh'n beseelt um die Rasenstellen, und ihr holdes Bild vermählt sich den Silberwellen. Schifflein, schweb' im raschen Gang auf nun und hernieder! Ringsum tönt der Hochgesang frohbeseelter Brüder, und der Kreis von Schwestern bückt sich zum Heiligtume, wo die Blumen steh'n, und pflückt sich der Freundschaft Blume.
Authorship:
- by Johann Gottfried Christoph Nonne (1749 - 1821)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Die Kindheit  [sung text checked 1 time]
Sanft, wie um Blumenstellen ein Bienenvölkchen schwirrt, und an den Silberquellen die Turteltaube girrt; so selig entschwebt im Kleide der holden Freude der Kindheit Traum und schwebt auf Rosenflügeln durch ihren lichten Raum. Im jugendlichen Kleide, mit sanftem Engelsinn, hüpft froh das Kind zur Weide, zu jedem Blümchen hin und spiegelt sich in der Quelle, die silberhelle durch Blumen schwimmt und durch die grünen Wiesen sich rauschend krümmt. Sieh, wie's am Arm der Mutter froh Blum' um Blume reiht und Kränze flicht, und Futter dem Hühnerschwarme streut! Es lächelt, und Friedenshoren, aus Ruh' geboren, aus Ruh' und Scherz, umgaukeln froh und leise das unschuldsvolle Herz. Die blauumwund'ne Pflaume, die ihrem Ast entfiel, die Kirsch' auif hohem Baume ist seiner Wünsche Ziel. Es eilet auf Windesflügeln zu bunten Hügeln, zur Lenznatur, und hangt mit heil'gen Trieben an Gottes Blumenflur. Wenn Unmut, Gram und Klage mir meinen Busen schwellt, dann, Phantasie, dann trage mich hin zur Kinderwelt! Da säuselt noch Ruh' und Frieden, die, ach, hienieden so schnell verblüh'n und meine ganze Seele magnetisch an sich zieh'n.
Authorship:
- by Johann Gottfried Christoph Nonne (1749 - 1821)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Der Einsame  [sung text checked 1 time]
Ich ging im Erlenschatten am Bach den Wald entlang; die Amsel rief den Gatten mit schmeichelndem Gesang. Er flog, im Schnabel Speise, zu dem belaubten Bett; ach! sehnt' ich mich da leise, wenn ich ein Liebchen hätt'! Ich ging an Rosenzweigen, sah immer zwei und zwei sich zueinander neigen mit fester Lieb' und Treu'. Und eine wollt' ich brechen, da fühlt' ich ihren Stich; nun pflückt' ich, mich zu rächen, sie beide, ach, für mich. Denn keine will die Blume! Ich schließe, muss es sein, im stillen Heiligtume des Herzens mich nun ein.
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author ( Schütz )
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Die Sterne  [sung text not yet checked]
Wie wohl ist mir im Dunkeln! Wie weht die laue Nacht! Die Sterne Gottes funkeln In feyerlicher Pracht! Komm, [Ida]1, komm ins Freye, Und laß in jene Bläue Und laß zu jenen Höhn Uns staunend aufwärts sehn. Sieh, wie die Leyer schimmert! Sieh, wie der Adler glüht! Sieh, wie die Krone flimmert, Und Gemma Funken sprüht! Die hellen Wächter winken, Die goldnen Wagen blinken, Und stolz durchschwimmt der Schwan Den blauen Ocean. O Sterne Gottes, Zeugen Und Boten beßrer Welt, Ihr heißt den Aufruhr schweigen, Der [unsern]2 Busen schwellt. Ich seh' hinauf, ihr Hehren, Zu euren lichten Sphären, Und [Ahnung beßrer]3 Lust Stillt die empörte Brust. O Ida, wenn die Schwermuth Dein sanftes Auge hüllt, Wenn dir die Welt mit Wermuth Den Lebensbecher füllt; So geh hinaus im Dunkeln, Und sieh die Sterne funkeln, Und leiser wird dein Schmerz, Und freyer schlägt dein Herz. [Und wenn im öden Staube Der irre Geist erkrankt; Wenn tief in dir der Glaube An Gott und Zukunft schwankt;]4 Schau auf zu jenen Fernen Zu jenen ew'gen Sternen! Schau auf und glaub an Gott, Und segne Grab und Tod. O Ida, wenn die Strenge Des Schicksals einst uns trennt, Und wenn das Weltgedränge Nicht Blick noch Kuß [uns gönnt]5; So schau hinauf ins Freye, In jene weite Bläue! In jenen lichten Höhn, Dort, dort ist Wiedersehn! Und wenn ich einst, o Theure, Von allem Kampf und Krieg Im stillen Grabe feyre, So schau empor und sprich: »In jenen hohen Fernen, Auf jenen goldnen Sternen, Dort, wo's am hellsten blitzt, Wallt mein Verlorner itzt.« O Sterne Gottes, Boten Und Bürger beßrer Welt, Die ihr die Nacht der Todten Zu milder Dämmrung hellt! Umschimmert sanft die Stätte, Wo ich aus stillem Bette Und süßem Schlaf erwach Zu Edens schönerm Tag!
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Die Sterne"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Les estrelles", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De sterren", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "The stars", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Les étoiles", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with L.T.Kosegarten's Poesieen, Neueste Auflage, Zweyter Band, Berlin 1803, pages 6-9; and with Ludwig Theoboul Kosergarten's Poesieen. Zweiter Band. Leipzig bei Heinrich Gräff. 1798, pages 301-304. Kosegarten's poem is slightly different in later editions (see below).
First published (only stanzas 1-4 and 6) in Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei dem Hofbuchhändler Michaelis, pages 174-176.
1 Harder, Zumsteeg: "Mädchen"2 Schiller's Musenalmanach, and Harder: "meinen"
3 Schiller's Musenalmanach: "Ahndung ewger"; Harder: "Ahnung ew'ger"
4 omitted by Harder.
5 Schiller's Musenalmanach, and Harder: "vergönnt"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
6. Die Bitte  [sung text not yet checked]
Teures Mädchen, wenn ein andrer Himmel, Doch kein schön'rer einstens [um dich wallt]1; Wenn der Stadt zerstreuendes Getümmel Lauter itzt, itzt dumpfer um dich schallt; Wenn die bunten Gecken um dich gaukeln, Kräuseln gleich, sich um dich drehn und schaukeln, Ekeln Weihrauch deiner Schönheit streun, Dann, Geliebte, denke mein! Wenn du satt des [seelelosen]2 Lärmens Abends in dein einsam Zimmer eilst; In der Wonne dann des süßen Schwärmens Noch ein stilles Stündchen staunend weilst; Dann dem Genius der Ruhe winkest, Dann dem Schlummer in die Arme sinkest, Der dich wiegt in holde Träumerein, Edle Seele, denke mein! Wenn, dieweil die müde Schöpfung feiert, Und die Dämmerung die Welt verhüllt, Sanfte Schwermut deinen Geist umschleiert, Und von Ahndungen dein Busen schwillt, Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen, Tränen deine Wimper überschwemmen, Süße Tränen, die die Neugier scheu'n - Edle, so gedenke mein! Ich [gedenk']3 an dich in meiner Wildniß, In der Einsamkeit vertrautem Arm. Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniß, Täuscht mit holdem Lächeln meinem Harm. Wenn das Spätrot mein Gemach durchschimmert, Heßperus in meine Fenster flimmert, Früh mich weckt Aurorens roter Schein - Immer, Edle, denk' ich dein! Wenn ich lese, funkelt mir aus jeder Zeile deines Namens teurer Zug. Wenn ich schreibe, zeichnet meine Feder Unwillkührlich den geliebten Zug. Wenn ich lieg' und träume, horch! so schwimmen Um mich ferne leise süße Stimmen. Ach, die Stimmen nennen dich allein. Immer, Edle, denk' ich dein. Wenn ich einst das helle Land erfliege, Draus die Wahrheit und die Freiheit stammt, Selig mich in jenen Räumen wiege, Wo Orion und die Lyra flammt, Öfter schweb' ich aus der hohen Ferne Dann herab zum blassen Erdensterne, Wiege dich in süßes Staunen ein - Ewig, Edle, denk' ich dein!
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "An Ellwina", appears in Poesieen
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View original text (without footnotes)Confirmed with Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten, Poesieen, zweyter Band, Leipzig: Heinrich Gräff, 1798, pages 213 - 215.
1 Zumsteeg: "dich umwallt"2 Zumsteeg: "seelenlosen"
3 Zumsteeg: "gedenkt"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull