An der Elbe Strand liegt mein Vaterland; lieb's von ganzer Seele, aber meine Kehle ist zu Haus' am Rhein, dürstet nur nach Wein. Wem es Freude schafft, trinke Bruderschaft mit den kalten Fröschen; meinen Durst zu löschen, hol' ich mir vom Rhein lebenswarmen Wein. Spricht ein kluger Mund, Wein sei nicht gesund. Ei, so trink' er keinen! Doch [mir will]1 es scheinen: Der den Geist erfreut, tut dem Leib kein Leid. Mancher Medikus trank sich aus dem Fluss Flüsse in die Glieder. Wein und frohe Lieder! heißt mein Recipe wider jedes Weh'. Und muss [es einst]2 sein, sterb' ich doch am Wein lieber als an Pillen. Vor dem letzten Willen leer' ich erst mein Fass bis aufs letzte Glas.
Gesellschaftslieder
by Karl Gottlieb Reissiger (1798 - 1859)
1. Trinklied  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Trinklied"
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View original text (without footnotes)1 Reissiger: "will mir"
2 Reissiger: "einst es"
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2. Weinlied  [sung text checked 1 time]
Aus Feuer ward der Geist geschaffen, d'rum schenkt mir süßes Feuer ein; die Lust der Lieder und der Waffen, die Lust der Liebe schenkt mir ein, der Traube süßes Sonnenblut, das Wunder glaubt und Wunder tut! Was soll ich mit dem Zeuge machen dem Wasser ohne Saft und Kraft gemacht für Kröten, Frösche, Drachen und für die ganze Würmerschaft Für Menschen muß es [frischer]1 sein drum bringet Wein und schenket ein O Wonnesaft der edlen Reben O Gegengift für jede Pein wie matt und wässrig ist das Leben wie ohne Stern und Sonnenschein wenn du, der einzig leuchten kann nicht zündest deine Lichter an Es wäre [Glauben]2, Liebe, Hoffen und alle Herzensherrlichkeit im nassen Jammer längst ersoffen und alles Leben hieße Leid wärst du nicht in der Wassernot des Mutes Sporn, der Sorge Tod Drum dreimal Ruf und Klang gegeben! Ihr frohen Brüder, stoßet an „Dem [frischen, kühnen]3 Wind im Leben, der Schiff und Segel treiben kann!“ Ruft Wein, klingt Wein und aber Wein und trinket aus und schenket ein. Aus Feuer ward der Geist geschaffen drum schenkt mir süßes Feuer ein Die Lust der Lieder und der Waffen die Lust der Liebe schenkt mir ein der Trauben süßes Sonnenblut das Wunder glaubt und Wunder tut.
Authorship:
- by Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860), "Weinlied"
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View original text (without footnotes)1 Reissiger: "besser"
2 Reissiger: "Glaube"
3 Reissiger: "kühnen, frischen"
Researcher for this page: Johann Winkler
3. Gesellschaftslied  [sung text checked 1 time]
Mehr der Leiden als der Freuden Pflegt das Schicksal zu bescheiden; Dornvoll ist des Pilgers Bahn, Wein nur facht den Lebensfunken Magisch wieder an. Getrunken! Jetzo leuchtet's doch mir ein: Gold'ne Tage schafft der Wein. Wenn ihr sucht nach edlen Seelen, könnt ihr, leider, bald sie zählen; Schurken hat's im Überfluss, Heuchler, die mit Tugend prunken, was ich hassen muss. Getrunken! Jetzo leuchtet's mir wohl ein, Gold'ne Tage schafft der Wein. Fragt ihr nach Verbrüderungen? Welch ein Grauen! Böse Zungen Stempeln sie zum Hochverrath. Droh'n Gefahren, will [man]1 dunken, Retten wir den Staat. Getrunken! Jetzo leuchtet's mehr uns ein: Gold'ne Tage schafft der Wein. Fragt die Welt und die Geschichte! Ihre traurigen Berichte Führen zur Misanthropie. Doch in Grillen nicht versunken! Wein verscheuche sie! Getrunken! Jetzo leuchtet's klärlich ein: Gold'ne Tage schafft der Wein.
Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829)
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View original text (without footnotes)1 Reissiger: "mich"
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4. Minnelied  [sung text checked 1 time]
Der Holdseligen Sonder Wank Sing' ich fröhlichen Minnesang; Denn die [Reine]1, Die ich meine, Winkt mir lieblichen Habedank. Ach! bin inniglich Minnewund! Gar zu minniglich [Dankt]2 ihr Mund; Lacht so grüsslich, Lockt so küsslich, Daß mir's bebt in des Herzens Grund! Gleich der sonnigen Veilchenau' Glänzt der Wonnigen Augen Blau; Frisch und ründchen Blüht ihr Mündchen, Gleich der knospenden Ros' im Thau. Ihrer Wängelein Lichtes Roth Hat kein Engelein, [So mir]3 Gott ! Eia, säß' ich Unablässig Bei der Preißlichen bis zum Tod!
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Minnelied", written 1773, appears in Oden und Lieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Corien Sleeswijk) , copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Sämmtliche poetische Werke von Johann Heinrich Voss, ed. by Abraham Voss, Leipzig, Immanuel Müller, 1835, page 153.
1 Reissiger: "Eine"2 Brahms: "küsst"
3 Reissiger: "Hat nur"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , John H. Campbell , Lau Kanen [Guest Editor] , Johann Winkler
5. Ermunterung  [sung text checked 1 time]
Unser Leben, sagen Weise,
Sei ein kurzer Morgentraum;
Andre sagen, eine Reise,
Ja nur einer Welle Schaum.
Ist es leichter Schaum der Welle,
Die der Zeiten Lauf verschlingt,
Sei Champagner-Wein die Quelle,
Der sich dieser Schaum entschwingt.
Ist das Leben eine Reise,
Nehmt die leicht'sten Wagen nur,
Folget auf dem flachsten Gleise
Immer des Vergnügens Spur.
In der Lieb' und Freundschaft Armen
Träumt des Lebens kurzen Traum;
Glückt es euch so zu erwarmen,
Sel'ger ist das Wachen kaum.
[ ... ]
Authorship:
- by Ernst Wolfgang Behrisch (1738 - 1809), "Gesellschaftslied"
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Confirmed with Ernst Wolfgang Behrisch: Ein Bild aus Goethe's Freundeskreise von Wilhelm Hosäus, Dessau: Albert Reißner, 1883.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
6. Der Philister  [sung text checked 1 time]
Wisst ihr, was ein Philister heißt? Ich will sein Bild entschleiern. Geht irgendwo ein finstrer Geist Behutsam, wie auf Eiern, Und trägt geschmückt den hohlen Kopf Mit Haarsack, Atzel oder Zopf, Der ist ein Herr Philister! Hol' ihn der Kuckuck und sein Küster! Wer da, wo Traubensaft vom Rhein Der Männer Herz erfrischet, Den Göttertrank mit Gänsewein In seinem Becher mischet, Und wenn ein freies Lied ertönt, Gesichter zieht und Seufzer stöhnt, Der ist ein Herr Philister! Hol' ihn der Kuckuck und sein Küster! Wer immer vom gesunk'nen Staat Und bösen Zeiten pimpelt, Und jede kühne Männertat Spießbürgerlich begimpelt, Und alle Musenkünste schilt, Weil sich dadurch der Sack nicht füllt, Der ist ein Herr Philister! Hol' ihn der Kuckuck und sein Küster! In Summa, wer die Welt um sich So [dünkelstolz]1 betrachtet, Als wär' sie seinem hohen Ich Vom lieben Gott verpachtet, Und d'rum verlangt mit dummem Groll, Daß, wie er pfeift, sie tanzen soll, Der ist ein Herr Philister! Hol' ihn der Kuckuck und sein Küster!
Authorship:
- by August Friedrich Ernst Langbein (1757 - 1835), "Der Philister"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Allgemeines Deutsches Lieder-Lexikon, vol. 1, Leipzig, 1847.
1 Reissiger: "dünkelhaft"Researcher for this page: Johann Winkler
7. Freie Kunst  [sung text checked 1 time]
Singe, wem Gesang gegeben, In dem deutschen Dichterwald! Das ist Freude, das ist Leben, Wenn's [von]1 allen Zweigen schallt. Nicht an wenig stolze Namen Ist die Liederkunst gebannt; Ausgestreuet ist der Samen Über alles deutsche Land. Deines vollen Herzens Triebe, Gib sie keck im Klange frei! Säuselnd wandle deine Liebe, Donnernd uns dein Zorn vorbei! Singst du nicht dein ganzes Leben, Sing doch in der Jugend Drang! Nur im Blütenmond erheben Nachtigallen ihren Sang. Kann man's nicht in Bücher binden, Was die Stunden dir verleihn: Gib ein fliegend Blatt den Winden! Muntre Jugend hascht es ein. Fahret wohl, geheime Kunden, Nekromantik, Alchimie! Formel hält uns nicht gebunden, Unsre Kunst heißt Poesie. Heilig achten wir die Geister, Aber Namen sind uns Dunst; Würdig ehren wir die Meister, Aber frei ist uns die Kunst! Nicht in kalten Marmorsteinen, Nicht in Tempeln, dumpf und tot: In den frischen Eichenhainen Webt und rauscht der deutsche Gott.
Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Freie Kunst"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Ludwig Uhland, Werke. Band 1, München, 1980, pages 34-35.
1 Reissiger: "aus"Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
8. Nimmersatt  [sung text checked 1 time]
Was ist das für ein durstig Jahr! Die Kehle lechzt mir immerdar, Die Leber dorrt mir ein. Ich bin ein Fisch auf trocknem Sand, Ich bin ein dürres Ackerland, [O]1 schafft mir, schafft mir Wein! Was weht doch jetzt für trockne Luft! Kein Regen [hilft]2, kein Tau, kein Duft, Kein Trunk will mir gedeihn. Ich trink' [im allertiefsten]3 Zug, Und [dennoch wird's mir nie]4 genug, Fällt wie auf heißen Stein. Was herrscht doch für ein hitz'ger Stern ! Er [zehrt mir recht]5 am innern Kern Und macht mir Herzenspein. Man dächte [wohl]6, ich sei verliebt ; [Ja, ja]7 ! Die mir zu trinken gibt, Soll meine Liebste sein. Und wenn es euch wie mir ergeht, So betet, daß der Wein gerät, Ihr Trinker insgemein! O heil'ger Urban, schaff uns Trost, Gib heuer uns viel edlen Most, Daß wir dich benedein !
Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Trinklied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chanson à boire", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Ludwig Uhland, erster Band, Verlag der Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart, 1898, page 54.
1 Hölzel: "D'rum"2 Zelter: "ist"
3 Reissiger: "im allerhöchsten"; Zelter: "und trinke Zug auf"
4 Reissiger: "dennoch trink' ich nicht genug"; Zelter: "immer ist es nicht"
5 Zelter: "sengt und zehrt"
6 Reissiger: "schier"
7 Reissiger: "Doch ja"
Research team for this page: Pierre Mathé [Guest Editor] , Melanie Trumbull , Johann Winkler