In der einen Hand den Stab, das Täschchen in der andern, ganz wie einst als kecker Knab', mach ich mich ans Wandern. Einer, der kein Heim mehr hat, zieh ich in die Weite. Niemand in der grossen Stadt gibt mir das Geleite. Weder Freund noch holdes Kind küssen mich voll Bangen, nur ein leiser Morgenwind streichelt mir die Wangen. Sei es drum! Ins Land hinein schreit ich ohne Klagen. Bin ich auch für mich allein, darf ich doch nicht zagen. Hab' ja mich auf mich gestellt, brauch ich keinen andern. Kann ich durch die weite Welt fest und sicher wandern.
Vier Lieder nach Dichtungen von Martin Drescher
Song Cycle by Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (1863 - 1932)
1. In der einen Hand den Stab  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Martin Drescher (1863 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Fragt mich nicht nach  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Fragt mir nicht nach! Im Zorn bin ich gegangen von allem, was die Heimat Liebes gab. Der Meinen müd', griff ich zum Wanderstab, um in der Fremde Frieden, Frieden zu erlangen. Ich fand ihm nimmer. Wind und Wellen schlangen mich in die Tiefe, in dem Schlamm hinab. Nach Menschen lernt' ich hungern, und ich hab' wild aufgeschrieen: "Wer trägt nach mir Verlangen?" Dann kam ein Tag. Ich durfte ruh'n und rasten am warmen Herde, weiche Hände fassten mich freundlich an. Kurz war der Traum, voll Schmach verstiessen mich, die Treue mir geschworen. Sei's drum! Ich hab' nur euch, nicht mich verloren; ich weiss allein zu geh'n. Fragt mir nicht nach!
Authorship:
- by Martin Drescher (1863 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Der Vagabund  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Fiel es dem Glück am Ende ein, nach mir auszublicken; fand es mich sitzen am Wiesenrain, wo die Veilchen nicken. Blies ich behaglich den blauen Rauch meiner Pfeife ins Weite; Schatten bot mir ein Brombeerstrauch, Labung der Quell zur Seite. Stutzte das Glück wie goldne, goldne Perl' sah ich's im Aug' ihm blitzen, und mit dem Wort: "Du glücklicher Kerl," liess es mich lachend sitzen.
Authorship:
- by Martin Drescher (1863 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Wir sassen am Wege  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Wir sassen am Wege, der Regen rann, Wir hatten kein Dach uns zu schützen. Ich blickte dich trüb und beklommen an, Du starrtest hinab in die Pfützen. Wir waren gewandert den langen Tag, Zwei Kinder der Sorge, der grauen, Wir suchten nach Obdach umsonst. Wer mag landfahrendem Volke vertrauen? Nun winkte die Stadt, schlank hoben sich Die Türme und sandten uns Grüsse, Doch mussten wir rasten, es trugen dich Nicht länger die wunden Füsse. Ich schaute dich an, ein zorniger Schmerz Begann mir die Kehle zu engen. Wer hiess dich mir folgen? Wer hiess dich dein Herz An den heimatlos Irrenden hängen? Wer hiess dich Törin um ihn, Um ihn das Haus der Deinen verlassen, Um unstät wie er durch die Welt zu ziehn, Deine Heimat der Wald und die Gassen. Dem Sohne der Not, dem Narr'n des Geschicks, Kann Frauenliebe nicht taugen. Da traf mich der Strahl eines seltsamen Blicks Aus grossen schimmernden Augen. "Ich bin ja so gern," hobst leise du an, "Mit dir ins Elend gegangen." Wir sassen am Wege, der Regen rann, Wir hielten uns schweigend umfangen.
Authorship:
- by Martin Drescher (1863 - 1920)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]Total word count: 456