by Ludwig Friedrich Daniel von Arentsschildt (1807 - 1883)
Trost
Language: German (Deutsch)
O klamm're dich nicht fest an die Minuten, und glaube nicht, wenn dir in weichen Armen ein Glück erbleicht, du müssest gleich verbluten; an einem Grab wirst du nicht ganz verarmen. Wenn tausend Blumenkelche auch verglühten, die welken deckt ein zahllos Heer von Blüten. Es ist der Schmerz um das, was wir verloren, ein süßes Gift, das Seelen macht ermatten. Ein Morgen wird aus jeder Nacht geboren, am hellsten strahlt der Stern im tiefsten Schatten. Dem Scheiterhaufen gib, was tot, zum Raube, das Tränenkrüglein lass beim Aschenstaube. Ein Tropfen Tau, dem Meer des Alls entsprungen, des Menschen Geist, in diese Welt geboren, ein klarer Ton, erklungen kaum, verklungen, doch in dem All der Zeiten unverloren, Atom der Kraft, der ewig jung uralten, dieselbe stets im Wandel der Gestalten. Liebst du die Form nur, musst du ewig klagen, und nie vernarbt im Herzen dir die Wunde; stets wird ans Ohr das Grabgeläut' dir schlagen, denn jede Stund' ist eine Sterbestunde. Wie fest du auch magst, was du liebst, umarmen, nie wird dasselbe Herz an dir erwarmen. Liebst du den Geist, der ewig jugendkräftig stets höher'n Flugs die Schwingen wird entfalten, erhebt ein Frühling sich dir tausendschäftig, der nie im Lauf der Zeiten wird veralten; dann wird dein Geist mit sicher'm Flügelschlagen durch Schmerz und Tod zum ew'gen Tag dich tragen.
Confirmed with Ludwig von Arentsschildt, Gedichte, Hannover, 1845.
Authorship:
- by Ludwig Friedrich Daniel von Arentsschildt (1807 - 1883), "Trost" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich August Marschner (1795 - 1861), "Trost", op. 142 (Drei Gesänge) no. 2, published 1850 [ voice and piano ], Hannover, Nagel [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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