by Karl Busse (1872 - 1918)
Schneidermär
Language: German (Deutsch)
Ein Schneider zog einst über Land, Das Ränzchen auf dem Rücken, Und wo er blaue Blumen fand, That er sich zierlich bücken. Ein Schneider zog einst über Land, Schafgarbe wuchs am Wegesrand Mit kleinen weißen Blüten. Da hat er so von ungefähr Ein schönes Kind getroffen Und dacht': Wenn das mein Liebchen wär, Wie wollt' ich nähn und hoffen! Wie gingen Tag und Nacht dahin, Und das wär meine Meisterin, Frau Meisterin, die feine. Das zwickt ihn da, das zwickt ihn hier, Das zwickt ihn in den Waden, Er tanzt und springt, als hätt' er schier Sich voll von Wein geladen. Ihm schwoll der Kamm im Jugendmut, Ja, selbst sein alter Fingerhut Schien neu verjüngt zu leuchten. Da ging der Schneider denn heran, Das Ränzchen auf dem Rücken, Und sprach die schlanke Dirne an Und that sich zierlich bücken. Doch hat er schnell sich fortgemacht, Als ihn das Mädel ausgelacht Und ihren Hansel holte. - Ein Schneider zog einst über Land, Betrübt mit krummem Rücken, Und wenn er blaue Blumen fand, That er sich doch nicht bücken. Ein Schneider zog einst über Land, Schafgarbe wuchs am Wegesrand - O Schneider, armer Schneider!
Authorship:
- by Karl Busse (1872 - 1918), "Schneidermär" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (1863 - 1932), "Schneidermär", op. 37 (Drei Lieder) no. 3, published 1902, copyright © 1902 [ voice and piano ], Hamburg : D. Rahter [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2015-06-15
Line count: 35
Word count: 192