by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
Abends unter der Linde
Language: German (Deutsch)
Woher, o namenloses Sehnen, Das den beklemmten Busen preßt? Woher, ihr bittersüßen Thränen, Die ihr das Auge dämmernd näßt? O Abendroth, o Mondenbliz, Flimmt blasser um den Lindensitz! Es säuselt in dem Laub der Linde; Es flistert im Akazienstrauch. Mir schmeichelt süß, mir schmeichelt linde Des grauen Abends lauer Hauch. Es spricht um mich wie Geistergruß; Es weht mich an wie Engelkuß. Es glänzt, es glänzt im Nachtgefilde. Der Linde graue Scheitel bebt. Verklärte, himmlische Gebilde, Seyd ihr es, die ihr mich umschwebt? Ich fühle eures Athems Kuß, O Julie! o Emilius! Bleibt, Selge, bleibt in eurem Eden! Des Lebens Hauch bläst schwer und schwül Durch stumme leichenvolle Öden. Bey euch nur walten dämmernd Kühl Und tiefe Ruh. Drum fahret wohl! Für heut und morgen fahret wohl!
Confirmed with Kosegarten's Dichtungen. Achter Band. Lyrischer Gedichte Zehntes, elftes, zwölftes Buch. Greifswald, gedruckt beym Königl. Directeur J.H. Eckhardt. 1813, pages 230-231.
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Abends unter der Linde" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Set in a modified version by Franz Peter Schubert.
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
This text was added to the website: 2017-06-07
Line count: 24
Word count: 127