Der Mai bricht in den Wald herein, Er soll uns hoch willkommen sein. Die Röslein erwachen im grünen Wald -- Wie war der Winter lang und kalt! Der Mai flicht bunten blühenden Kranz, Die Knaben führen die Mädchen zum Tanz[,] Tandaradei! Fahr in den Mai! Bald blühn im Hag die Rosen. Die Maiensonne träufelt Gold, Jung Heinrich ist der Kathrin hold. Die dünkt an Ehren sich so reich, Als hätt' sie Sitz im Himmelreich. Wer hat sie so nachdenklich gemacht? Wer pflanzte ihr Maien vors Fenster bei Nacht? Tandaradei! Fahr in den Mai! Bald blühn im Hag die Rosen. Zur Linde zieht der frohe Reihn, Die schöne Kathrin geht allein. Jung Heinrich rückt verlegen nah: "Schön Kathrin! War heut schon einmal da!" Von Aug zu Auge Blitze sprühn, Und drunter rote Röslein blühn. Tandaradei! Fahr in den Mai! So blühn im Hag die Rosen. O Mädel, wo kam dein Hochmut hin? Schlich dir ein andres in den Sinn? Noch nie hat Kathrin so gern getanzt! "Du Böser! hast du mir die Maien gepflanzt?" Blaublümle steckt sie ihm ans Herz, Und als er scheidet, fühlt sie Schmerz. Tandaradei! Fahr in den Mai! Ach, blüht und duftet, ihr Rosen! Der Frühling den Winter überwand, Ein jedes Herz seine Wonne fand. O eisiger Stolz, wie mußt du weichen, Wenn warme Lieb' dich thut erreichen! Jung Heinrich jauchzt und küßt Kathrin, Und die lacht selig vor sich hin. Tandaradei! Fahr in den Mai! Süß duften im Hag die Rosen.
A footnote (to the subtitle) at the end of the published poem explains the content of this poem: In der dem ersten Maientag voraufgehenden Walpurgisnacht werden im Elsaß die Glocken geläutet, wodurch "der Winter vom Frühling geschieden" wird, und die jungen Burschen pflanzen ihrer Geliebten einen Maienbaum vors Fenster. Am Morgen ziehen Mädchen von Haus zu Haus mein einem Maienbaum, sammeln Gaben und singen alte Lieder, deren eines den Anlaß zur vorliegenden Dichtung gegeben hat. Siehe "Jahrbuch des Vogesenklubs in Straßburg 1887".
Confirmed with Vom Fels zum Meer: Spemann's illustrirte Zeitung für das deutsche Haus, Zweiter Band (April bis September 1888), page 921.
Authorship:
- by Georg Karl Claudius (1757 - 1815), "Maienfahrt", subtitle: "(Elsässische Volksweise)" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Theodor Salzmann (1854 - 1928), "Maienfahrt", op. 3 (Zwei Lieder für 1 mittlere Singstimme mit Pianoforte) no. 1, published 1892 [ medium voice and piano ], Nürnberg, Soldan [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Going forth into May", subtitle: "(Alsatian folksong)", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2024-04-29
Line count: 45
Word count: 244