Rauenthaler Berglied
Language: German (Deutsch)
Viel stolze Burgen kennt der Rhein, manch frommes Kloster nennt er sein, in deren Ring die Rebe blüht. Von Hochheim bis zur Brömserburg manch' edlen Keller probt' ich durch mit durstigem Gemüt. Da liegt in Fässern Jahr für Jahr die Allmaht Gottes wunderbar in tropfbar flüssiger Gestalt. Johannisberg und Eberbach! O, tausend Wonnen wirken nach, wenn euer Name schallt. Und Reben rings, wohin ich schau', doch der Juwel vom ganzen Gau, der schmückt ein schlichtes Dörflein nur! Das Bürgerkind von Rauenthal wächst unbewacht im Sonnenstrahl auf freier Bergesflur. Kein Stammbaum leiht ihm Ruhm und Ehr', kein Kloster weiht durch fromme Lehr' zu Würden ihn und Ämtern ein; und dennoch auf dem Fürstentag verherrlicht er das Festgelag zu Frankfurt an dem Main. Und küsst ihr seines Kleides Saum, dann wirkt es Wunder wie ein Traum, das blumenduft'ge Goldgewand; das ist fürwahr das gold'ne Vließ! Die ganze Welt hat in Paris den Preis ihm zuerkannt. Die Magyaren riesenstark, die Ritter aus der span'schen Mark, wer hätte das jemals geglaubt? Die von Boreaux und Malaga, sie alle standen staunend da und beugten stolz ihr Haupt. Das war kein Sieg im blut'gen Streit, er dankt ihn nur der Lieblichkeit, dem milden Geist voll Sonnenkraft; die Blumensprache, die er spricht, ist ein berauschendes Gedicht voll süßer Leidenschaft. Es ist kein Märlein, was ich sang, das ich erfand beim Becherklang in mondbeglänzter Nacht am Rhein. Die Wahrheit hab' ich selbst erprobt: Gepriesen sei und hochgelobt der Rauenthaler Wein!
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Béla Kéler (1820 - 1882), "Rauenthaler Berglied" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-08-17
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