by Julius Rodenberg (1831 - 1914)
Notturno
Language: German (Deutsch)
Horch! Durch die nächt'gen Haiden weht feucht der Frühlingswind; spät, an des Baches Weiden, sitzt noch ein bleiches Kind. Sie hört die Bäume rauschen, sie muss dem Wasser lauschen, das ihrem Fuß vorüberrinnt. Wie Wogenfall, wie Duft und Schall, so flüchtig ist das Leben all, die Menschen und ihr Treiben. Hier war er dein, hier warst du sein, und nunmehr bist du ganz allein und wirst es ewig bleiben. Sie sitzt in tiefen Träumen, trunken von Duft und Schall; da aus den dunkeln Bäumen tritt groß des Mondes Ball. Sie bebt vor jedem Hauche, da - horch! im Fliederstrauche schlägt laut die Nachtigall. Was dein einst war, unwandelbar bleibt es getreu dir immerdar, die Liebe kann nicht enden. In Blütenduft, in Frühlingsluft, in Halmen noch aus stiller Gruft wird sie dir Grüße senden. Nun still die Wälder ruhen in klarer Mondespracht; es geht in Silberschuhen an ihr vorbei die Nacht. Die Weiden und die Rüstern beginnen leis' zu flüstern, es rauscht ihr Laub im Winde sacht: O klage nicht, o klage nicht, vertrau're deine Tage nicht, wer liebt, sei unbeklommen! Hier war er dein, hier warst du sein; bist du allein, so musst du dich gedulden fein, bis er mag wiederkommen.
Authorship:
- by Julius Rodenberg (1831 - 1914) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich August Marschner (1795 - 1861), "Notturno", op. 176 (Vier Lieder) no. 3 [ voice and piano ] [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-08-19
Line count: 46
Word count: 201