by Harro Paul Harring (1798 - 1870)
Der Gast
Language: German (Deutsch)
Schon klopft es dumpf an meine Türe wieder; ein alter Gast - wie sollt' ich ihn nicht kennen, hohläugig, bleich; mich schaudert's, ihn zu nennen! Er tritt herein und setzt sich zu mir nieder, umarmt mich; kalt sind seine Riesenglieder, allein die Strahlen seiner Blicke dringen mir tief ins Herz. Könnt' ich mich von ihm trennen! Er hält mich fest und seufzt: „Sind wir doch Brüder! Schau her, hier bring' ich neue Lebensscherben. Erstorb'ne Tage sind's, teure Leichen, nicht wahr? Wir wollen beide auch bald sterben.“ Er küsst mich, will noch fester mich umschlingen. Ich ring' mit ihm und kann ihm nicht entweichen; es ist der Gram, ihm kann ich nicht entrinnen.
Authorship:
- by Harro Paul Harring (1798 - 1870) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Josef Staudigl (1807 - 1861), "Der Gast", op. 2 [ voice and piano ] [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2022-01-14
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