by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945)
Ewige Nächte
Language: German (Deutsch)
Ich sitze so alleine in der Nacht An meinem Tisch, der trägt noch seine Lebensfarbe. Auf jede seiner Adern geb ich acht, – Mich dünkt, er blutet noch aus einer Narbe. Vielleicht stieß mal ein Messer in den Stamm Ein Mann im Walde, – seine Lust zu kühlen. Und reckte weit am Teiche in den Schlamm Die Glieder, die entlasteten zu fühlen. Er warf mit seinem Tropfen letzter Lust Die Menschheit von sich ab in einer einzigen Wehe. Ich wälze auch, wie er, mein »Ich« bewußt! Ein Volk von mir, bevor ich aus dem Leben gehe. Dich suchte unaufhörlich ich auf meinem Pfad, Nie aber kam mein Ebenmensch mir je entgegen. Und doch wurd' alles, was ich sann, zur Tat, Und hat das Wort auch tausend Jahr in mir gelegen. Und flöße Furcht ein, ob des Segens Segen, Um Dunkelheit vor meines Tisches stillem Tal: Ein wilder Jude mit dem Kopf des Baal. Verwittert – ewige Nächte ... Draußen fällt ein Regen.
Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Ewige Nächte" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Stephen Harrap (b. 1952), "Ewige Nächte", 2019/2020, first performed 2020 [ mezzo-soprano and piano ], from Vier ernste Gesänge für Mezzosopran und Klavier, no. 3 [sung text not yet checked]
- by Jacques Lenot (b. 1945), "Ewige Nächte", 2007 [ voice and piano ], from Else Lasker-Schüler-Lieder, no. 6 [sung text not yet checked]
- by Sybil Westendorp (1910 - 1999), "Ewige Nächte", 1985 [ voice and piano ] [sung text not yet checked]
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This text was added to the website: 2022-06-13
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