by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866)
Des Heideschenken Töchterlein
Language: German (Deutsch)
Vor der Heideschenke sitzet einsam dort des Schenken Kind, schwarzes Auge glutdurchblitzet, und das Antlitz frisch und lind. Nieder zu den Lenden hangen schöngewund'ne Flechten ihr, und die jugendlichen Wangen glüh'n wie frische Rosen schier. Doch sie sitzt mit stillem Weinen unterm niedern Binsendach, und es folgt der Blick der Kleinen mir auf ödem Pfade nach. Ach, wohl sprechen selten Gäste, Mädchen, dir im Hause ein, und die Zeit wird dir zum Feste, sitzen Räuber d'rin beim Wein. Nur die Wolken zieh'n und jagen über dir dahin so frei, gleich als wollten sie dir sagen, wie's so anders drüben sei. Und der Sturmwind kommt geflogen, rüttelt an dem Häuschen dir: Komm' zu dir, mein Kind, gezogen, frisch nun auf, und folge mir! Sonne, Mond und Sterne ziehen einsam über Haus und Hain; flüstern sie nicht im Entfliehen: Kind, wie bist du so allein! Mir auch tat's im Herzen wehe, als ich so zurück dich ließ, und von dir und deiner Nähe mein Geschick mich grausam riss. Doch ich musste geh'n und scheiden, und so zog ich denn auch fort durch die öden, fahlen Heiden, nass das Aug', und ohne Wort. Doch als d'rauf der Schlaf mich küsste, träumte mir, dass ich im Sand einer weiten, weiten Wüste ein verlor'nes Röslein fand.
Authorship:
- by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Proch (1809 - 1878), "Des Heideschenken Töchterlein", op. 69, published 1840 [ voice and piano ], Wien, Diabelli und Co. [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2022-06-23
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