by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Selten ist die Sonne im Sobór
Language: German (Deutsch)
Selten ist die Sonne im Sobór. Die Wände wachsen aus Gestalten, und durch die Jungfraun und die Alten drängt sich, wie Flügel im Entfalten, das goldene, das Kaiser-Tor. An seinem Säulenrand verlor die Wand sich hinter den Ikonen; und, die im stillen Silber wohnen, die Steine steigen wie ein Chor und fallen wieder in die Kronen und schweigen schöner als zuvor. Und über sie, wie Nächte blau, von Angesichte blaß, schwebt, die dich freuete, die Frau: die Pförtnerin, der Morgentau, die dich umblüht wie eine Au und ohne Unterlaß. Die Kuppel ist voll deines Sohns und bindet rund den Bau. Willst du geruhen deines Throns, den ich in Schauern schau.
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, Leipzig : Insel-Verlag, 1918, p.40
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 56 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Peter Escher (1915 - 2008), "Selten ist die Sonne im Sobór", op. 76 no. 4 (1954), first performed 1955 [ tenor and piano ], from Vier Gesänge aus dem ersten Teil von Rainer Maria Rilkes Stondenbuch, no. 4 [sung text not yet checked]
- by Erik Norby (1936 - 2007), "Die Wand", 1987 [ soprano, clarinet and organ ] [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-09-19
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