by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Die Spanische Trilogie
Language: Spanish (Español)
Aus dieser Wolke, siehe : die den Stern so wild verdeckt, der eben war - (und mir) , aus diesem Bergland drüben, das jetzt Nacht, Nachtwinde hat für eine Zeit - (und mir), aus diesem Fluß im Talgrund, der den Schein zerriẞner Himmels- Lichtung fängt — (und mir) ; aus mir und alledem ein einzig Ding zu machen, Herr: aus mir und dem Gefühl, mit dem die Herde, eingekehrt im Pferch, das große dunkle Nichtmehrsein der Welt ausatmend hinnimmt —, mir und jedem Licht im Finstersein der vielen Häuser, Herr : ein Ding zu machen ; aus den Fremden, denn nicht Einen kenn ich, Herr, und mir und mir ein Ding zu machen ; aus den Schlafenden, den fremden alten Männern im Hospiz, die wichtig in den Betten husten, aus schlaftrunknen Kindern an so fremder Brust, aus vielen Ungenaun und immer mir, aus nichts als mir und dem, was ich nicht kenn, das Ding zu machen, Herr Herr Herr, das Ding, das welthaft-irdisch wie ein Meteor in seiner Schwere nur die Summe Flugs zusammennimmt: nichts wiegend als die Ankunft. * Warum muß einer gehn und fremde Dinge so auf sich nehmen, wie vielleicht der Träger den fremdlings mehr und mehr gefüllten Marktkorb von Stand zu Stand hebt und beladen nachgeht und kann nicht sagen : Herr, wozu das Gastmahl ? Warum muß einer dastehn wie ein Hirt, so ausgesetzt dem Übermaß von Einfluß, beteiligt so an diesem Raum voll Vorgang, daß er gelehnt an einen Baum der Landschaft sein Schicksal hätte, ohne mehr zu handeln. Und hat doch nicht im viel zu großen Blick die stille Milderung der Herde. Hat nichts als Welt, hat Welt in jedem Aufschaun, in jeder Neigung Welt. Ihm dringt, was andern gerne gehört, unwirtlich wie Musik und blind ins Blut und wandelt sich vorüber. Da steht er nächtens auf und hat den Ruf des Vogels draußen schon in seinem Dasein und fühlt sich kühn, weil er die ganzen Sterne in sein Gesicht nimmt, schwer-, o nicht wie einer, der der Geliebten diese Nacht bereitet und sie verwöhnt mit den gefühlten Himmeln. * Daß mir doch, wenn ich wieder der Städte Gedräng und verwickelten Lärmknäul und die Wirrsal des Fahrzeugs um mich habe, einzeln, daß mir doch über das dichte Getrieb Himmel erinnerte und der erdige Bergrand, den von drüben heimwärts die Herde betrat. Steinig sei mir zumut, und das Tagwerk des Hirten scheine mir möglich, wie er einhergeht und bräunt und mit messendem Steinwurf seine Herde besäumt, wo sie sich ausfranst. Langsamen Schrittes, nicht leicht, nachdenklichen Körpers, aber im Stehn ist er herrlich. Noch immer dürfte ein Gott heimlich in diese Gestalt und würde nicht minder. Abwechselnd weilt er und zieht, wie selber derTag, und Schatten der Wolken durchgehn ihn, als dächte der Raum langsam Gedanken für ihn . Sei er wer immer für euch. Wie das wehende Nachtlicht in denMantel der Lampestell ich mich innen in ihn. Ein Schein wird ruhig. Der Tod fände sich reiner zurecht.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Insel-verlag, 1927, p.446
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Spanische Trilogie", appears in Letzte Gedichte [author's text checked 1 time against a primary source]
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- Also set in Russian (Русский), a translation by Vladimir Matveyevich Letuchy (1943 - 2015) , copyright © ; composed by Vladislav Mikhailovich Lebedev.
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
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