by Guido Zernatto (1903 - 1943)
Wegen des Unfriedens in mir
Language: German (Deutsch)
Im Türkenstroh hinter dem Stall schläft der Hund, Ich hör sein Gebell in der Nacht jede Stund, Wenn einer vom Bach gegen ’s Dorf abwärts geht Oder einer beim Brunnen am Holzersteig steht. Dann hör ich wahrscheinlich auch noch seinen Schritt, Den er gleichmäßig über die Straßensteine tritt, Und ich hör, wie der Wind in den Dachschindeln pfeift Und rauschend ins Laubwerk der Hoflinde greift. So geht mir die Nacht nur sehr langsam vorbei. Ich höre die Kirchuhr um zwölf, eins, zwei, drei. Dann steh ich bald auf und geh hin und geh her. Ich find keine Ruh und kein Ausschlafen mehr. Ich hab keine Freud mit dem Stall, mit dem Haus. Ich kenn mich beim einfachsten Ding nicht mehr aus, Und wenn wer was redet, versteh ich es nicht, Ich erkenn einen nicht und schau ihm ins Gesicht. Wenn ich geh, kommt’s mir vor, als sei wer hinter mir. In der Nacht klopft’s am Fenster, und es geht durch die Tür. Und wenn ich was rede, so lacht irgendwer. Ich möcht es wem sagen und weiß es nicht mehr. Denn der Weg von tief innen ist weit bis zum Wort, Das ich sagen möcht, bis ich es sag, ist es fort. Bin verschlossen, und doch treibt’s gewaltig in mir. Ich ertrag’s nicht, ich habe den Himmel in mir.
Authorship:
- by Guido Zernatto (1903 - 1943), "Wegen des Unfriedens in mir" [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Maria Bach (1896 - 1978), as Emilie Maria von Bach, "Wegen des Unfriedens in mir", 1937 [ baritone and piano ], from Fünf Lieder nach Guido Zernatto, no. 5, Wiener Stadt- und Landesbibliothek [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-11-06
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