by Heinrich Elmenhorst (1632 - 1704)
Todessehnsucht
Language: German (Deutsch)
Mancher Tag ist mir vergangen Und mit Seufzen manche Nacht, Unter sehnlichem Verlangen Nach dem Himmel zugebracht. Wenn wird's einst, mein Gott, geschehen, Dass ich kann zur Ruhe gehen! Keine Stunde will noch schwinden, Da nicht Satans List und Wut Trachtet, Macht an mir zu finden, Auch die Welt viel Böses tut; All' ihr Tichten will mich plagen Und mit Schreck zur Hölle jagen. Beten, klagen, kämpfen, streiten Ist mein täglichs Tagewerk, Jede Stunde pflegt bereiten Neue Müh' und Angemerk. Wenn kaum eines überwunden, Ist was ander's schon erfunden. Joch und Kerker, Plag' und Mühe Machen meine Seele matt, Das besorg' ich spat und frühe, Werde doch nicht Sorgens satt; Brechet bald, ihr schweren Bande, Und du Joch in Mesechs Lande. G'nug, wie's scheint, hab' ich erlitten, Selbst die Zeit verschlingt mein Ach, Viel und lang' hab' ich gestritten: O daß nicht der Faden brach Und mein Leben lief ins Ende, Dass ich mich zum Grabe wende. Irdisch Gut sollt' mich nicht locken, Länger in der Welt zu sein, Gold ist Staub, das Gut Schneeflocken, Schnöder Kot und Erdenschein; Drum ich würde schlecht vertauschen Für das Best' ein leeres Rauschen. Längsthin hab' ich schon gewehnet Meinen Sinn, daß mit Bedacht Er sich nicht in Ehrsucht sehnet, Wie ich würde groß gemacht, Dass nach Ruhm er sich nicht lenke, Noch sein Glück um Tand verschenke. Selbst die Welt ist mir verdrießlich, D'rin zur Herberg' ich gewest, Ist ihr Tun gleich sehr genießlich, Dennoch nenn' ich's nicht mein Best, Ich bekenn's: die Welt betrieget, Ich verlange, was vergnüget. Was verweilst du, meine Seele, in dem bösen Pilgertal, In des Lebens Kummerhöhle, Unter abgegrämter Qual? Lasse diese Hütte krachen Und den letzten Einfall machen. Ich erwünsch', aus allen Banden Dieses Leibes auszugehn; Muss mein zeitlich Leben stranden, Krieg' ich besser's doch zu sehn; Kommt, ihr letzten Augenblicke, Dass was Ewig's mich erquicke. Lass ,o Gott, mein Ziel des Lebens Weit nicht mehr sein ausgestellt, Lass mich hoffen nicht vergebens, Sondern wo es dir gefällt, So zerbrich des Leibes Höhle: Nimm nu, Herrn nimm meine Seele!
Authorship:
- by Heinrich Elmenhorst (1632 - 1704) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Wolfgang Franck (c1644 - 1710), "Todessehnsucht" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-06-01
Line count: 66
Word count: 342