by Rudolph Baumbach (1840 - 1905)
Voll Mass
Language: German (Deutsch)
Nicht weit von hier im Walde lag Vor Alters eine Schenke. Dort rann vom Zapfen Tag für Tag Das edelste Getränke. Doch war der Wirt ein Bösewicht, Er schenkte keinem Gaste nicht Voll Mass! Da kam einmal im Pilgerkleid Vor langen, langen Jahren Ein Mann von Durst und Frömmigkeit Vom heil'gen Land gefahren. "Herr Wirt, ein Krüglein Weizenbier! Zu deinem Heile rat ich dir: Voll Mass!" Der arge Wirt, man glaubt es kaum, Dem frommen Gottesmanne Drei Finger Bier und sieben Schaum Kredenzt er in die Kanne, Und trug sie lächelnd vor ihn hin Und sprach mit hinterlistem Sinn: "Voll Mass!" Der Gast mit finsterem Gesicht Tat in die Kanne sehen, Trank aus, stand auf, bezahlte nicht Und murmelte im Gehen: "Für dein gespritztes Weizenbier Sei Strafe einst gemessen Dir: Voll Mass!" Der Wirt, als ihn der Tod gemäht, Fand einen strengen Richter. Um Mitternacht er spuken geht Und bläst auf einem Trichter; Der Wandrer kriegt die Gänsehaut, Vernimmt er seinen Klagelaut: "Voll Mass!" Mir selber ward die Schauermär An Ort und Stell' berichtet, Und jedem Wirt zu Nutz und Lehr' Hab' ich dies Lied gedichtet! Herr Wirt, schaut nicht so sauer drein! Da nehmt den Krug und schenkt mir ein: Voll Mass!
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Felix (August Bernhard) Draeseke (1835 - 1913), "Voll Mass", op. 62 (Vier Gesänge) no. 3 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2007-08-27
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