by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Du hast so grosse Augen, Kind
Language: German (Deutsch)
Du hast so grosse Augen, Kind. Du siehst gewiss oft nachts Gestalten, Die, fremd und bleich, in marmorkalten Traumhänden rothe Kronen halten, Um die ein Leuchten leise rinnt. Dann ist Dein Blick am Tag wie blind, Und Deine Seele wie zerspalten, Dann bangt Dir vor dem Alltagsalten, Wenn Wünsche sich in Dir entfalten, Die Allen andern Wahnsinn sind. Dann ist die Sehnsucht Dir erwacht, Stolz zu entfliehn den eitlen Schreiern Die plump, mit Händen, blöd und bleiern, Auf Deiner Silberseele leiern Das irre Lied, das sterblich macht. Zu fliehn in eine blaue Nacht, Drin alle Wipfel lauschend feiern, Der Glieder Hymne zu entschleiern Und scheu im Schooss von weissen Weihern Zu finden ihre nackte Pracht.
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig : P. Friesenhahn, 1898, p.71
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Will Eisenmann (1906 - 1992), "Du hast so grosse Augen, Kind", op. 39 no. 8 (1945) [ voice and piano ], from Gesänge im Zwielicht, no. 8 [sung text not yet checked]
- by Willy Kehrer (1902 - 1976), "Du hast so große Augen", op. 28 no. 2 (1922), first performed 1938 [ soprano and mezzo-soprano (ad libitum) and piano ], from Eine Rainer-Maria-Rilke-Stunde, no. 2, Thüringen : Willy-Kehrer-Archiv Schmölln [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-09-22
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