by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
Einkehr
Language: German (Deutsch)
Wir seind der fahrenden Schüler vier, Herr Wirt, wollt Obdach uns geben, reicht kühlen Wein (wir danken für Bier) und bratene Hähnlein daneben. Der Hunger ist gar drückende Last und müde Glieder ersehnen Rast. Wie lockt im Becher der güldene Schein auf einen Zug ihn zu leeren! "Eu'r Wohl, Frau Wirtin und Töchterlein, vom Safte der köstlichen Beeren! Der Durst ist uns ein lästger Kumpan, drum fort mit ihm, ihr Freunde, stoßt an!" "Es kommen die hochgelehrten Herrn vom deutschen Lande geritten, will fast mir scheinen, dort sei auch gern gut Speis und Trank gelitten! Ich denk, ihr Herrn, eure Zeche wiegt schwer, schon ist mein rundliches Fässlein leer!" "Ei Wirt, seid ihr ein grober Gesell! Wer wird ans Zahlen gemahnen? Juckt euch etwan euer bäurisches Fell, wir führen die Faust guter Ahnen! Doch raten wir gütlich, füllt wieder auf und lasset dem Hahne fröhlichen Lauf!" Sie zechen und singen bis tief in die Nacht und sprengen am Morgen von hinnen, ganz wirre der Wirt am Boden erwacht, er kann sich auf nichts mehr besinnen, er starrt umher und sieht an der Wand sein neckend Bildnis von Schelmenhand und drunter, da steht es in Worten gefasst: Den Wirt übertrinkt der echte Scholast! Wir senden die Taler wohl über ein Weil! Herr Wirt und fein Töchterlein Heil, gut Heil!
Authorship:
- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Einkehr", op. 100 no. 2 (1877) [ TTBB chorus ], from Fahrende Schüler, no. 2 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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