by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
Disputation
Language: German (Deutsch)
Malum mihi videtur esse mors, sagt Cicero, und ich, ihr weisen Herrn, ich denke ebenso. Ein großes Übel, dünkt mich, sei der Tod. Für wen? Der schon gestorben, oder dem die Not des Sterbens noch vor Augen? Utrisque, für beide! Gar grimmig herrscht der Sensenmann im schwarzen Kleide. Doch ist das Übel auch der Gegensatz von Glück? Ich weise die Behauptung keineswegs zurück! Ist also beiden, so die starben, so die leben, ein Übel nur, das Gegenteil von Glück, gegeben? So scheint es mir, denn selbst, wer ungeboren, ist Glückes bar, weil er zum Dasein nicht erkoren. „Falsch, falsch! Nicht logisch! Male hercule narras! Du sagst, sie seien nichts, und sind doch wieder was? Du sprichst das Wesen ab und sprichst es wieder zu? Warst, Armer, vor der Geburt schon elend du?“ Wenn ihr mich unterbrecht, tut neuer Anfang not; ich sagt' mit Cicero, ein Übel sei der Tod. Wozu Philosophei, wozu das eitle Wort, zieht ungenützt die frohe Jugend fort? Wer gut und treu gelebt, der stirbt auch gut, und freie Brust hegt frischen Mannesmut!
Authorship:
- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Disputation", op. 100 no. 3 (1877) [ TTBB chorus ], from Fahrende Schüler, no. 3 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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