Was der Neckar rauschte
Language: German (Deutsch)
Es wehten laue Lüfte, es zogen Balsamdüfte dass stille Tal entlang. Die alten Giebel ragten, kaum dass die Glocken wagten, die Mitternacht zu künden bang. Es flocht der Mond, der bleiche, sein Netz von Eich zu Eiche wie goldnen Liebesgruß. Die Sterne sangen leise in wundersamer Weise das schöne Lied vom Weltenkuss. Das alte Schloss, es träumte, des Waldesnacht umsäumte den jetzt noch stolzen Bau; es träumte von Edelgeschlechtern, Turnier und reisigen Fechtern, vom Herrschersitz im Pfälzergau. Und durch das nächt'ge Schweigen, umtanzt von Elfenreigen, zog still des Neckars Bahn; doch als in seinen Spiegel das Schloss ihm sah vom Hügel, fing mächtig er zu rauschen an: "O Heidelberg", so klang es, "du Stadt des frohen Sanges, des hohen Ruhmes Hort, seh deine Burg ich trauern, fasst mich ein Zornesschauern, ich schließ mein Aug und eile fort. Doch sei getrost, ich sehe die Zeit, da all dein Wehe ein herrlich Ende krönt. Als Priest'rin im Tempel der Wahrheit seh bringen ich dich in Klarheit ein Opfer, das die Welt versöhnt. Wie andre sich auch kränzen, du sollst am hellsten glänzen als Deutschlands Krondemant; und noch nach tausend Jahren soll zu dir wallfahren die Menschenblüt aus jedem Land." Der Neckar drunten rauschte, die Schlossruine lauschte dem Rauschen in dem Fluss: Ein Sternlein hat's vernommen, und ist herabgekommen und gab dem Fluss den Weltenkuss.
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Was der Neckar rauschte", op. 173 (Vier Gesänge für Männerchor) no. 2 (1891), published 1892 [ TTBB chorus a cappella ], Leipzig, Leuckart [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-02-14
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