by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Irre im Garten
Language: German (Deutsch)
Noch schließt die aufgegebene Kartause sich um den Hof, als würde etwas heil. Auch die sie jetzt bewohnen, haben Pause und nehmen nicht am Leben draußen teil. Was irgend kommen konnte, das verlief. Nun gehn sie gerne mit bekannten Wegen, und trennen sich und kommen sich entgegen, als ob sie kreisten, willig, primitiv. Zwar manche pflegen dort die Frühlingsbeete, demütig, dürftig, hingekniet; aber sie haben, wenn es keiner sieht, eine verheimlichte, verdrehte Gebärde für das zarte frühe Gras, ein prüfendes, verschüchtertes Liebkosen: denn das ist freundlich, und das Rot der Rosen wird vielleicht drohend sein und Übermaß und wird vielleicht schon wieder übersteigen, was ihre Seele wiederkennt und weiß. Dies aber lässt sich noch verschweigen: wie gut das Gras ist und wie leis.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, rainer-maria-rilke.de/090033irreimgarten.html
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Irre im Garten", subtitle: "Dijon", written 1907 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Alberto Colla (b. 1968), "Irre im Garten", 2005, published 2007 [ voice and piano ], from Due liriche da Rilke, no. 2, Milano : Ricordi [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-08-26
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