by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Da wechselt um die alten Inselränder
Language: German (Deutsch)
Da wechselt um die alten Inselränder das winterliche Meer sein Farbenspiel und tief im Winde liegen irgend Länder und sind wie nichts. Ein Jenseits, ein Profil; nicht wirklicher als diese rasche Wolke, der sich das Eiland schwarz entgegenstemmt, und da geht einer umterm Insel-Volke und schaut in Augen und ist nichts als fremd. Und schaut, so fremd er ist, hinaus, hinüber, den Sturm hinein; zwar manchen Tag ist Ruh; dann blüht das Land und lächelt noch. Worüber? und die Orangen reifen noch. Wozu? Was müht der Garten sich ihn zu erheitern den Fremden, der nichts zu erwarten schien, und wenn sich seine Augen auch erweitern für einen Augenblick –: er sieht nicht ihn. Wenn er vom Vorgebirge in Gedanken des Meeres winterliches Farbenspiel und in den Himmeln ferner Küsten Schwanken manchmal zu sehen glaubt: das ist schon viel.
About the headline (FAQ)
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Winter, Insel Verlag, 2012
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1906 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Andries van Rossem (b. 1957), "ballade" [ voice, saxophone, harmonium ], from Rilke-Lieder, no. 3 [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-08-15
Line count: 20
Word count: 138