by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Landschaft
Language: German (Deutsch)
Wie zuletzt, in einem Augenblick aufgehäuft aus Hängen, Häusern, Stücken alter Himmel und zerbrochnen Brücken, und von drüben her, wie vom Geschick, von dem Sonnenuntergang getroffen, angeschuldigt, aufgerissen, offen — ginge dort die Ortschaft tragisch aus: fiele nicht auf einmal in das Wunde, drin zerfließend, aus der nächsten Stunde jener Tropfen kühlen Blaus, der die Nacht schon in den Abend mischt, so daß das von ferne Angefachte sachte, wie erlöst, erlischt. Ruhig sind die Tore und die Bogen, durchsichtige Wolken wogen über blassen Häuserreihn, die schon Dunkel in sich eingesogen; aber plötzlich ist vom Mond ein Schein durchgeglitten, licht, als hätte ein Erzengel irgendwo sein Schwert gezogen.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Der neuen Gedichte anderer Teil, Leipzig : Insel-Verlag,1918, p.59
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Landschaft", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Christian Jost (b. 1963), "Landschaft", 2020, copyright © 2023, first performed 2020 [ soprano, viola and piano ], from TagTraum und Landschaft, no. 2, Edition Schott [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-09-16
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