by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Turmwächter Lynceus zu den Füßen der...
Language: German (Deutsch)
Laß mich knieen, laß mich schauen, laß mich sterben, laß mich leben, denn schon bin ich hingegeben dieser gottgegebnen Frauen! Harrend auf des Morgens Wonne, östlich spähend ihren Lauf, ging auf einmal mir die Sonne wunderbar im Süden auf. Zog den Blick nach jener Seite, statt der Schluchten, statt der Höhen, statt der Erd' und Himmelsweite, sie, die Einzige, zu spähen. Augenstrahl ist mir verliehen wie dem Luchs auf höchstem Baum; doch nun muß ich mich bemühen wie im allertiefsten Traum. Wüßt' ich irgend mich zu finden? Zinne? Turm? geschlossnes Tor? Nebel schwanken, Nebel schwinden, solche Göttin tritt hervor. Aug' und Brust ihr zugewendet, sog ich an den milden Glanz. Diese Schönheit, wie sie blendet, blendete mich Armen ganz. Ich vergaß des Wächters Pflichten, völlig, völig das beschworne Horn: Drohe nur mich zu vernichten, Schönheit bändigt allen Zorn.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), appears in Faust, in Der Tragödie zweiter Teil (Part II) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Turmwächter Lynceus zu den Füßen der Helena", op. 9, Heft 8 no. 1 (1833), published 1834, from Faust part 2: Drei Lieder des Turmwächter Lynceus, no. 1 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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