by Clara Holzmann-Forrer (1868 - 1950)
Legende
Language: German (Deutsch)
Als Freundeshand vom Kreuz den Heiland nahm, da fiel von seinem Haupt die Dornenkrone, die man ihm aufgedrückt zu Spott und Hohne, und glitt hernieder an dem Kreuzesstamm. Bald war die grause Stätte öd' und leer, still kam die Nacht, und alles schlief umher. Da, sieh, erhellte sich der Himmelsbogen, von mildem Scheine ward das Kreuz umwallt, und eines Engels holde Lichtgestalt auf leisem Fittich kam herabgeflogen und hüllte Golgatha in hellen Glanz. Dann goss der Engel aus der weißen Hand den Himmelstau hernieder auf den Kranz von blut'gen Dornen, und entschwand. Der Morgen stieg herauf, das Frührot glühte und tauchte Golgatha in reiche Pracht. Welch holder Anblick: Unterm Kreuze blühte ein Kranz von Rosen, aufgeblüht bei Nacht. Aus Dornen waren sie emporgesprossen, rot wie das Blut, das von der Stirne floss, als dieser Dornenkranz das Haupt umschlossen des, der sein schuldlos Blut am Kreuz vergoss. Und als der Tag die Rosen licht umglänzte, da wuchsen sie am Kreuzesstamm empor, dass um das Holz sich dicht und dichter kränzte, Triumphgewinden gleich, der Rosenflor.
Authorship:
- by Clara Holzmann-Forrer (1868 - 1950) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Karl Johann Hofmann (1842 - 1902), "Legende", op. 115 (Vier Gesänge für 1 tiefe Singstimme mit Pianoforte) no. 1, published 1894 [ low voice and piano ], Leipzig, Breitkopf & Härtel [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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