Verglommen ist das Abendrot, Da tönt ein fernes Klingen; Ich glaube fast, das ist der Tod, Der will in Schlaf mich singen. O [singe]1 nur zu, Du Spielmann du! Du sollst mir Frieden bringen. Ein weiches Bette der Rasen giebt, Es säuseln so kühl die Cypressen, Und was ich gelebt, und was ich geliebt, Ich will es alles vergessen. Keinen Ruhm, kein Glück, Laß ich zurück, [Hab']2 nichts als Schmerzen besessen. So fahr denn wohl, du arge Welt, Mit deinen bunten Schäumen! Was dich ergötzt, was dir gefällt, Wie gern will ich's versäumen! Schon wehet die Nacht Mich an so sacht; Nun laßt mich ruhn und träumen.
Drei Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte , opus 101
by Franz Paul Lachner (1803 - 1890)
1. Des Müden Abendlied  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Des Müden Abendlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Charles Tomlinson Griffes)
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
1 Thuille: "sing'"
2 Lachner: "Habe"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
2. Die junge Nonne  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Ach Gott, was hat mein Vater, und meine Mutter gedacht, Daß sie mich zu den Nonnen [in das]1 Kloster gebracht! Nun darf ich nimmer lachen und muß im Schleier gehn, Und darf kein liebend Herze mein Herze verstehn. Sie haben abgeschnitten mein langes schwarzes Haar, Hat keiner sich erbarmet meiner sechzehn Jahr; Ich bin schon so betrübt und bin doch noch so jung, Und hat die Welt der Freuden doch für alle genung. An meiner Zelle Fenster bauen die Vögelein, Da möcht' ich oft mit ihnen so frei und lustig sein; Ich [höbe]2 meine Flügel und fände wohl den Steg Weit über alle Türme und Klöster [hinweg]3. Und wenn der Abend dämmert und dunkelt die Nacht, Hab' ich vieltausendmal an meinen [Schatz]4 gedacht; Nun bin ich eine Nonne, mein [Schatz ist so]5 weit, Drum fließen meine Tränen allezeit. Es fließen wohl die Wellen [mitsammen]6 in das Meer, Es fliegen mitsammen die Vögel drüber her, Der Tag hat seine Sonne, die Nacht den Sternenschein; Nur ich muß alle Stunden einsam sein. Ich wollt', sie läuteten im Kreuzgang erst um mich, Und trügen mit den Kerzen mich still und feierlich; Da wär' ich los auf einmal von aller Not und Pein, Und dürfte mit den Engeln wieder fröhlich sein.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Die junge Nonne"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La jeune nonne", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
1 Mangold: "ins"
2 Mangold: "höb'"
3 Mangold: "weg"
4 Mangold: "Liebsten"
5 Mangold: "Liebsten, der ist"
6 Lachner: "zusammen"
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3. Schmetterling  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Ein Wetterfähnlein ist mein Sinn, Er schwankt und wankt im Lieben, Er dreht sich her und dreht sich hin, Von jedem Wind getrieben. Ich weiß nicht, ist's mit mir allein, Mag's andern auch so gehen? An jedem Fenster groß und klein Muß ich was Holdes sehen. Heut klopf' ich bei der Blonden an Und morgen bei der Braunen, Und übermorgen muß ich dann Der Schwarzen Reiz bestaunen. Nur kann ich nimmer allzulang Bei einer mich verweilen; Macht mich ein dunkles Auge krank, Ein blaues muß mich heilen. Und leicht gewogen hier am Ort Sind mir die ros'gen Schönen, Denn jede hört ein Liebeswort Zur Zither gern ertönen, Und jede schwärmt auf ihre Art Beim sanften Glanz der Sterne, Und machst du's nur ein wenig zart, So küßt auch jede gerne. So fliehn mir denn in leiser Spur Dahin die schnellen Stunden; Ich seufze nicht, ich singe nur Und weiß von keinen Wunden; Bald bin ich dort, bald bin ich hier, An Scherz und Spiel mich labend, Und jeder Tag bringt Lieder mir Und Küsse jeder Abend.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Schmetterling", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]