Uns winket im Lenze des Lebens der Freude süß duftender Kranz; die Kreise des fröhlichen Strebens umstrahlet der Hoffnungen Glanz! D'rum auf, und bei freundlichen Scherzen die Pfade mit Blumen bestreut! Es lebe auf ewig im Herzen, was mild uns der Augenblick beut. Im Tanze der flüchtigen Stunden entfliehen zwar Jugend und Lust, doch wenn sie auch lange entschwunden, hebt sanft noch Erinn'rung die Brust. Bald winken uns blumige Reihen, doch fesselt die Rose den Blick; sie lasset zum Sinnbild uns weihen der Jugend entfliehendes Glück! Vom Hauche des Frühlings geboren sinkt schnell sie entblättert ins Grab; so pflückt auch die nächste der Horen die Blumen der Jugend uns ab! Wenn einstens im Winter des Lebens nicht Tänze, nicht Spiel uns erfreu'n, dann möge am Ziele des Lebens Erinn'rung noch Rosen uns streu'n!
Sechs Gesänge mit Begleitung des Piano-Fortes, 14e Sammlung
Song Cycle by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817)
1. Lebensgenuß  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author ( Müller? )
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Mein Frühling  [sung text checked 1 time]
Sonst weilt' ich so gern in der freien Natur durchstreifte so gerne die ländliche Flur, brach Blumen vom Stängel und Blüten vom Baum und träumte so manchen, so glücklichen Traum! Mir lachte der Himmel so heiter und blau, der Mond in der Luft und auf perlendem Tau, des sinkenden Abends verdämmerndes Gold, der Weste Geflüster, wie war es mir hold! Seit ich dich erblickte, du himmlisches Kind, bin ich für die Reize der Schöpfungen blind. Nun ist mir zu enge die freie Natur, nun weil' ich nicht gerne auf ländlicher Flur. Ihr Blumen, verwelket und zeiget euch nicht; sie blühen viel schöner auf ihrem Gesicht. Verschwinde, o Mond, auf der nächtlichen Bahn, ihr Blick strahlet heller, als deiner es kann! Ätherisches Blau, hüll' in Wolken dich ein! Ihr Auge, wie lacht es so himmlisch und rein! Ihr Weste, weht nicht mehr am wankenden Strauch, ihr Odem ist wärmer und sanfter ihr Hauch. Doch ach! Holde Blumen auf ihrem Ge sicht, du himmlisches Auge, mir lachst du nicht! Verstumme dann, Leier, es macht ja kein Lied, dass mir aller Frühlinge herrlichster blüht!
Authorship:
- possibly by Johann Christoph Grünbaum (1785 - 1870)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Die Sinnenweihe  [sung text checked 1 time]
Die Schlafende hab' ich belauscht, in ihren Reizen mich berauscht. So sah den Amor Psyche liegen, doch himmlischer war mein Vergnügen. Auf ihrer Stirne schwebt' ein Traum, ihr frommer Busen regt' sich kaum; so leise wallet und gelinde die gold'ne Saat im Abendwinde. Ihr Odem würzte süß die Luft mit göttergleichem Ambraduft; die Seele schwebte auf den Lippen, ein Engel schien sie wegzunippen. Es schwieg der Sinne Lustgewühl, und heiliger ward mein Gefühl. Wo Unschuld aus den Reizen blicket, die Unschuld nur das Herz entzücket.
Authorship:
- by Benedict Joseph Maria von Koller (1769 - 1798?)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Die Sterne  [sung text not yet checked]
Wie wohl ist mir im Dunkeln! Wie weht die laue Nacht! Die Sterne Gottes funkeln In feyerlicher Pracht! Komm, [Ida]1, komm ins Freye, Und laß in jene Bläue Und laß zu jenen Höhn Uns staunend aufwärts sehn. Sieh, wie die Leyer schimmert! Sieh, wie der Adler glüht! Sieh, wie die Krone flimmert, Und Gemma Funken sprüht! Die hellen Wächter winken, Die goldnen Wagen blinken, Und stolz durchschwimmt der Schwan Den blauen Ocean. O Sterne Gottes, Zeugen Und Boten beßrer Welt, Ihr heißt den Aufruhr schweigen, Der [unsern]2 Busen schwellt. Ich seh' hinauf, ihr Hehren, Zu euren lichten Sphären, Und [Ahnung beßrer]3 Lust Stillt die empörte Brust. O Ida, wenn die Schwermuth Dein sanftes Auge hüllt, Wenn dir die Welt mit Wermuth Den Lebensbecher füllt; So geh hinaus im Dunkeln, Und sieh die Sterne funkeln, Und leiser wird dein Schmerz, Und freyer schlägt dein Herz. [Und wenn im öden Staube Der irre Geist erkrankt; Wenn tief in dir der Glaube An Gott und Zukunft schwankt;]4 Schau auf zu jenen Fernen Zu jenen ew'gen Sternen! Schau auf und glaub an Gott, Und segne Grab und Tod. O Ida, wenn die Strenge Des Schicksals einst uns trennt, Und wenn das Weltgedränge Nicht Blick noch Kuß [uns gönnt]5; So schau hinauf ins Freye, In jene weite Bläue! In jenen lichten Höhn, Dort, dort ist Wiedersehn! Und wenn ich einst, o Theure, Von allem Kampf und Krieg Im stillen Grabe feyre, So schau empor und sprich: »In jenen hohen Fernen, Auf jenen goldnen Sternen, Dort, wo's am hellsten blitzt, Wallt mein Verlorner itzt.« O Sterne Gottes, Boten Und Bürger beßrer Welt, Die ihr die Nacht der Todten Zu milder Dämmrung hellt! Umschimmert sanft die Stätte, Wo ich aus stillem Bette Und süßem Schlaf erwach Zu Edens schönerm Tag!
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Die Sterne"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Les estrelles", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De sterren", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "The stars", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Les étoiles", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with L.T.Kosegarten's Poesieen, Neueste Auflage, Zweyter Band, Berlin 1803, pages 6-9; and with Ludwig Theoboul Kosergarten's Poesieen. Zweiter Band. Leipzig bei Heinrich Gräff. 1798, pages 301-304. Kosegarten's poem is slightly different in later editions (see below).
First published (only stanzas 1-4 and 6) in Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei dem Hofbuchhändler Michaelis, pages 174-176.
1 Harder, Zumsteeg: "Mädchen"2 Schiller's Musenalmanach, and Harder: "meinen"
3 Schiller's Musenalmanach: "Ahndung ewger"; Harder: "Ahnung ew'ger"
4 omitted by Harder.
5 Schiller's Musenalmanach, and Harder: "vergönnt"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
5. Die Blumen  [sung text not yet checked]
Kinder der [verjüngten]1 Sonne, Blumen der geschmückten Flur, Euch erzog zu Lust und Wonne, Ja, euch liebte die Natur. Schön das Kleid mit Licht gesticket, Schön hat Flora euch geschmücket Mit der Farben Götterpracht. Holde Frühlingskinder, klaget! Seele hat sie euch versaget, Und ihr selber wohnt in Nacht. Nachtigall und Lerche singen Euch der Liebe selig Los, Gaukelnde Sylphiden schwingen Buhlend sich auf eurem Schoß. Wölbte eures Kelches Krone Nicht die Tochter der Dione Schwellend zu der Liebe Pfühl? Zarte Frühlingskinder, weinet! Liebe hat sie euch verneinet, Euch das selige Gefühl. Aber hat aus Nannys Blicken Mich der Mutter Spruch verbannt, Wenn euch meine Hände pflücken Ihr zum zarten Liebespfand, Leben, Sprache, Seelen, Herzen, Stumme Boten süßer Schmerzen, Goß euch dies Berühren ein, Und der mächtigste der Götter Schließt in eure stillen Blätter Seine hohe Gottheit ein.
Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Die Blumen"
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View original text (without footnotes)1 Sterkel: "vergnügten"; further changes may exist not shown above.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
6. Liebe und Treue  [sung text checked 1 time]
Auf dürrem, blumenlosem Land zur Weihe heiliger Gefühle schuf Florens schöpferische Hand der Blumen sanfte Farbenspiele. Der Unschuld und Bescheidenheit, die selbst in ihrem Busen glühten, gab sie in holder Lieblichkeit der Lilie und des Veilchens Blüten. Da lief Cupido bittend hin: „Soll denn bei allgemeiner Weihe nicht auch ein kleines Blümchen blüh'n für Liebe und für heil'ge Treue?“ Nun keimte stolz im hohen Licht für Liebe die erhab'ne Rose, für Treue das Vergissmeinnicht am Wiesenquell versteckt im Moose. Wisst ihr, warum so stolz und hell und rings um euch die Rose glühet, und nur im Tal am Wiesenquell der Treue Blümchen einsam blühet? Weil leicht mit raschem Feuerstrahl die Liebe jedes Herz entzündet, und weil man, ach, nicht überall und selten nur die Treue findet.
Authorship:
- possibly by Johann Christoph Grünbaum (1785 - 1870)
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Note: the Sterkel score has a misprint in stanza 1, line 8, word 2 (Liebe). This has been corrected to "Lilie", which is a guess.
Researcher for this page: Johann Winkler